„Ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschlichkeit“

„Ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschlichkeit“

„Ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschlichkeit“

# Bericht

„Ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschlichkeit“

„Ein Mensch kann das Tun nicht ergründen, das unter der Sonne geschieht“, zieht der Prediger Salomos Kohelet am Ende eines düsteren Kapitels zu dem sog. „Gottlosen“ niedergeschlagen Resümee. Es wurde zu Beginn des außerordentlichen ökumenischen Friedensgebets am 27. Januar 2021, dem 76. Jahrestag der Befreiung der Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz verlesen. Die evangelischen Gemeinden und die katholische Pfarrei Stralsund hatten eingeladen, um an das unaussprechlich Böse der Shoah, den nationalsozialistischen Völkermord an sechs Millionen Juden zu erinnern.

„Sich erinnern heißt immer auch, sich dem Vergangenen zu stellen, Verantwortung zu übernehmen, sich über die Wirkungsgeschichte klarzuwerden und aufzuarbeiten, was nur irgend möglich ist“, sagte Helga Ruch, Pröpstin des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises in Stralsund, in ihrer Ansprache im Anschluss. Erst dann könne man „etwas von dem heilenden Licht erfahren“, könne ein Versöhnungs- und Heilungsprozess beginnen. Dieses geschichtliche Ereignis dürfe nie „Last der Vergangenheit“ sein, von der es sich zu befreien gelte. Vielmehr laute „das Geheimnis der Erlösung Erinnerung.“

In einem Grußwort zitierte der Stralsunder Bürgermeister Alexander Badrow von einer Gedenktafel in Auschwitz: „Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschlichkeit“. Er erinnerte daran, dass die Verfolgung bereits viel früher mit einer „Rhetorik voller Hass“ begonnen habe. „Wer nicht jubelte und johlte, nahm es schweigend hin“, auch in Stralsund. „Es waren wir Deutschen, die Adolf Hitler zum Führer gemacht haben“, mahnte er. Die Erinnerung daran dürfe nie enden, konstatierte Badrow mit Worten des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog: „Auch nicht in Stralsund!“ Die zahlreichen Stolpersteine seien dafür ebenso ein sichtbares Zeichen wie die sehr bewegenden Begegnungen mit Zeitzeugen oder das laufende Themenjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, zu dem es auch in Stralsund zahlreiche Projekte gebe. 

Das ökumenische Stralsunder Friedensgebet findet regulär jeden ersten Montag im Monat um 19:00 Uhr in der Stralsunder Marienkirche am Neuen Markt statt. Dazu laden die die evangelischen Gemeinden Stralsund gemeinsam mit der katholischen Gemeinde „Heilige Dreifaltigkeit“ Stralsund ein. Zu besonderen Anlässen gibt es weitere Gebetstreffen. Der nächste reguläre Termin ist am 1. Februar 2021.

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